Wissensaustausch und Vernetzung
Zu Besuch beim Helen Keller National Center for Deaf-Blind Youth and Adults (HKNC) in New York, USA
Am 21. Juli besuchte eine Gruppe der Nikolauspflege zusammen mit Mitgliedern anderer Einrichtungen aus dem deutschsprachigen Raum das nationale Kompetenzzentrum der USA, das Helen Keller National Center for Deaf-Blind Youth and Adults.
Inhaltliche Schwerpunkte bildeten die Themenbereiche „Selbständige Lebensführung“, Orientierung, Kommunikation und berufliche Rehabilitation. Beim Austausch ging es auch um die Definition von Taubblindheit. Die Experten und Expertinnen des Helen Keller Center plädieren dabei ausdrücklich für eine weite Definition, die Einschränkungen des Sehens und Hörens durch die Beeinträchtigung der Wahrnehmungsverarbeitung miteinbezieht. Dies entspricht der Positionierung der Arbeitsgemeinschaft der Einrichtungen und Dienste für taubblinde Menschen in Deutschland (AGTB).
Beeindruckend war der Bezug zur Historie des Helen Keller Centers. Fotografien im Eingangsbereich zeigen Helen Keller im direkten Austausch mit verschiedenen US Präsidenten. In großer Beharrlichkeit setzte Helen Keller damals die Gründung eines nationalen Kompetenzzentrums in den USA durch.
Das HKNC unterhält in den USA insgesamt 14 Beratungsstützpunkte und versucht unter der Verantwortung eines „National Employment & Business Relations“ Menschen mit Taubblindheit und Hörsehbehinderung in Beschäftigungsverhältnisse zu vermitteln bzw. Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen bei spezifischen Fragestellungen zu unterstützen. Dabei werden die Familien mit ihren Netzwerken als die größte Unterstützung angesehen und entsprechend beteiligt.
Als größte Zielgruppe werden die Menschen mit Alters-Taubblindheit benannt. Das HKNC geht davon aus, dass in den USA insgesamt 2,8 Mio Menschen mit Taubblindheit/Hörsehbehinderung leben, davon 2,4 Mio Personen im Alter von über 85 Jahren. Insgesamt werden 40 Online-Kurse für diesen Personenkreis über die Webseite des Centers angeboten. Im Hauptquartier auf Long Island arbeiten aktuell 75 Personen.
Die 18. International World Conference des Weltverbandes Deafblind International (DbI) in Ottawa, Kanada
Im Anschluss an den Besuch in New York fand in der kanadischen Hauptstadt Ottawa mit circa 500 Teilnehmenden aus der ganzen Welt die 18. International World Conference des Weltverbandes Deafblind International (DbI) statt. Neben der bunten Mischung der Teilnehmenden aus allen Kontinenten prägten die vielen taubblinden Teilnehmenden mit ihrer Gebärdensprache die Bilder und die Kommunikation des Treffens.
Die Breite der Themen entsprach der Vielfalt der Fragestellungen aus Forschung und Praxis der Arbeit mit taubblinden Menschen. Auch hier stand immer wieder die Frage der Definition von Taubblindheit im Mittelpunkt. Dabei betonen vor allem die neu entwickelten Definitionen aus den Niederlanden und den nordischen Länder den ICF Bezug und damit verbunden die Wechselwirkung zwischen individueller Beeinträchtigung und den Umgebungsbedingungen.
Sehr interessant war auch der Dialog zwischen Medizin, Pädagogik und Pflege, der deutlich machte, dass für eine ganzheitliche Sicht auf die Lebenssituation taubblinder Menschen die unterschiedlichen Dimensionen zu berücksichtigen sind und sich wesentlich ergänzen.
Was den Kongress besonders auszeichnete ist das Miteinander auf Augenhöhe, die Freude sich zu begegnen, Erfahrungen und Kompetenzen offen miteinander zu teilen und Fragen zu stellen - getragen von der Überzeugung, gemeinsam an unterschiedlichen Orten dieser Erde dazu beizutragen, dass taubblinde Menschen immer selbstbestimmter und selbstverständlich teilhabend ihr Leben gestalten dürfen.
Die Nikolauspflege war mit Poster-Präsentationen und den folgenden zwei Vorträgen am Kongressprogramm in Ottawa beteiligt.
„An Environmental Scan of Rehabilitation Services for Adults with Deabblindness“ mit Jana Martin
„Hand in Hand – A Project to Develop Professional Competences in the Field of Deafblindness at the Nikolauspflege“ mit Ines Weber und Lea Maurer.